Montag, 29. Juli 2013

# 26

Ich laufe zum Treffpunkt, wo mich mein Bruder abholen kommen will. Er wird heute 18 und darf jetzt ohne Begleitung Auto fahren. Auch wenn wir uns oft streiten und anschreien und zusammen raufen, hat das alles eigentlich immer dieses gewisse liebevolle dabei. Seine Freundin und noch ein Mädchen sitzen schon auf der Rückbank im Auto, als er vor mir hält. Ich steige ein und begrüße erstmal alle. Gratuliert hab ich ihn heute Morgen schon, deshalb will ich jetzt keine besondere Szene machen - wäre ihm bestimmt peinlich. Die Mädels sind nett und ich versuche mich nicht selbst allzu sehr auszugrenzen. Funktioniert eigentlich ganz gut - ist klar ich rede nicht sehr viel aber ich bin nicht das Mauerblümchen in der dunkelsten Ecke.

Heute bin ich irgendwie glücklich. Ich zwinge mich mehr oder weniger dazu, denn dieses ewige Rumgehänge und -geheule habe ich langsam satt. Ich will leben. Ich will Spaß haben und es ist klar, dass niemand kommt und mich mitzieht, wenn ich mich im Hintergrund verkrieche und niemanden an mich ranlasse. Also an alle Schüchternen da draußen: 

VERKRIECHT EUCH NICHT
und wenn ihr mal nur zu 'nem kleinen Treffen mit 10 Menschis geht; ihr seid unter Leuten und habt Spaß!



PS: Schaut doch bitte auf meinem neuen Blog vorbei - dort wird nichts anderes als eine Geschichte (bis jetzt) gepostet: Stories Time

Samstag, 20. Juli 2013

# 25

In den Bus einsteigen, auf den Stammplatz setzen, Kopfhörer und Handy raus, Musik hören und Bus fahren. Der Bus hält. Menschen steigen ein, setzen sich. Hinten sind noch Plätze frei. Nächste Haltestelle. Ich halte Ausschau - unauffällig natürlich. ER steigt ein. ER setzt sich hinten hin. ER schaut nach nicht einmal 2 Minuten zu mir. Augenkontakt. Und fuuusch - Bauchkribbeln. Fünf Sekunden - länger schaffe ich es nicht IHN  in die Augen zu schauen. Ich blicke weg und schaue möglichst normal.

Blick aus dem Fenster gerichtet - knapp an ihm vorbei. Blick auf IHN gerichtet. ER schaut mich an. Nach 2 Sekunden schaut er weg. Bilde ich mir das ein oder versucht er auch seinen Gesichtsausdruck unter Kontrolle zu halten? Bilde ich mir das ein oder ist da doch irgendetwas zwischen uns?
Jeden Tag im Bus läuft das gleich ab - schon seit etwa 3-4 Wochen.

Vor ca. einer Woche waren wir mit der Klasse im Freibad. ER war auch da - mit einem Kumpel halt. Zwei Mädels aus meiner Klasse haben sich mit ihnen an den Beckenrand gesetzt. Ich bin mit Freundinnen ins Wasser gegangen. Wir haben geredet während ich versucht habe nicht zu oft zu IHM zu schauen. ER hat immer angestrengt weggeschaut. Es war schließlich Zeit aus dem Wasser zu gehen - so dass wir den Bus noch schaffen. Ich bin die Treppe aus dem Wasser raus gegangen und die zwei Mädels aus der Klasse haben mich angegrrinst.

Und die Gedankenflut hat begonnen:
Was schauen die so? Ist mein Bikini verrutscht? Soll der Blick sagen 'schau dir mal den heißen Typen hier an'? Soll es andeuten, dass ich überhaupt nichts versuchen soll?
Ich bin auf den Entschluss gekommen, dass eine von ihnen was von ihm will. Ich habe also null Chancen.

Letztens im Bus um 1 Uhr. Eine von genau diesen Mädels, die mich angegrinst haben, wohnt im gleichen Dorf wie ich. ER fährt wie normal auch mit diesem Bus. Wir setzen uns hinter. In die Sitze, die rückwärts sind. Er sitzt in der letzten Reihe. Die zwei grinsen sich an und all meine Hoffnungen schwinden. ER schaut mich zwar trotzdem noch ein paar mal an - aber ich weiß ja jetzt Bescheid. Ich muss nunmal damit leben, dass ich so schnell keinen Freund haben werde. 


Sonntag, 14. Juli 2013

# 24

Ich packe meine sieben Sachen. Die Gitarre nehme ich auf den Rücken, meinen Ordner unter den rechten Arm, die Wasserflasche in die rechte Hand, Handy ist in der Hosentasche, Stimmgerät und Kapodaster befinden sich in der Gitarrentasche, die Boxen nehme ich noch schnell in die linke Hand und nacht dem Motto "Lieber die Arme brechen als zweimal gehen" beeile ich mich zu dem Plätzchen unter dem Kirschbaum zu kommen - nicht, dass mir alles noch runterfällt. Ich breite meine Sachen aus, stimme die Gitarre und hole die neuen Noten raus, die ich heute erst entdeckt habe. Aus den Boxen schallen die Lieder und ich begleite diese. Nach einer Weile fasse ich Mut und singe auch dazu. Nicht einmal so schlecht, denke ich. Es ist einfach so wundervoll und befreiend. Wieso habe ich das Gitarre spielen nur so sehr vernachlässigt?


Sonntag, 7. Juli 2013

# 23

Ich fühle mich allein. Allein auf dieser Welt. Klar, ich kann sie alle sehen. Ich sehe meine Familie und meine Freunde. Meine Mitschülerinnen und den ganzen Rest. Ich schaue sie an und weiß, dass sie alle glücklich sein können. Sie gehen feiern und haben Spaß. Sie sitzen nicht zuhause rum sondern machen was aus ihrem Leben. Anders als ich. Sie sind nicht schüchtern. Ihnen ist es egal, was andere von ihnen denken, während ich mich nicht mal traue mit jemanden Fremden zu reden. Ich bin schüchtern. Na und? So schlimm ist es ja nun auch wieder nicht! ... Oder?

Ja, ich weiß. Es ist schlimm. Aber was soll ich machen. Es kommt immer darauf an, mit wem ich unterwegs bin. Mit meiner Schwester kann ich alles machen. Bei manchen Freunden auch, aber bei anderen fühle ich mich irgendwie so komisch. Wie kann ich das denn bitte ändern?! Ich hab's mir ja nicht ausgesucht. Vielleicht hängt es mit meiner verhunzten Kindheit zusammen. Kann ja auch sein. In der Schule und im Kindergarten war es immer schlimm während es daheim wunderschön war.